How Things Shouldn't Be Done | curatorial project

Show Info

a group show curated by Alexander Basile

JOHN DIVOLA
SEBASTIAN FRITZSCH
ANTJE GUENTHER
ANNIKA KLEIST
IAN DE RUITER
JAMES NIZAM

„How Things Shouldn’t Be Done“ behandelt Fragen des Wandels und zeigt KünstlerInnen, die
ihren vorgefertigten Weg bewusst verlassen haben um in den Irrwegen des künstlerischen
Schaffens neue Formen und Bildsprachen zu entdecken! Die Arbeiten der Ausstellung reflektieren
einen künstlerischen Prozess, der sich gezielt gegen den visuellen Mainstream oder die
Strömungen seiner Zeit richtet(e).
Wo, wenn nicht in der Kunst, darf das Scheitern, das Wandern im Nebel des Ungewissen, der
Bruch mit den Disziplinen, als einladende Aufforderung verstanden werden? Es sind genau solche
KünstlerInnen, die in Zeiten der gleichgeschalteten CV’s und Ausstellungs-Looks die
Mechanismen des Zeigens und Rezipierens von Kunst herausfordern. Aber eben nicht aus
strategischen Gründen, sondern weil es vielleicht für jene KünstlerInnen die einzige Möglichkeit
darstellt mit ihrer Arbeit weitermachen zu können.

Als alle Walker Evans American Photographs feierten und Bernd und Hilla Bechers Typologien
den Objektivismus der Photographie bekräftigten, richtete John Divola (US) seinen Blick Richtung
Minimal Art und Konzeptkunst und nutzte hierfür die Kamera als Rekorder seines Daseins. Auch
andere Künstler in der Ausstellung wenden sich bewusst von ihren Meistern und Schulen ab oder
mischen selbstverständlich gegensätzliche Materialien. James Nizam (CAN), der bei Ken Lum
studierte, greift in seine Bilder ein, schafft Illusionen, die dem Betrachter fremdartig und digital
manipuliert erscheinen. Oder die Tuschezeichnungen auf Inkjetprints von Sebastian Fritzsch
(GER): Ein Künstler, der zuerst erfolgreich Filme als Jungregisseur gedreht hat und nun seine
Erfahrungen und Ängste aus dieser Zeit mit Hilfe der Tusche auf Papier überträgt. Fritzsch nutzt
dabei vergrößerte Ausschnitte seiner Photographien, auf denen er florale und archaische Formen
sowie Objekte malt. Den Akt, die Disziplinen so gravierend zu wechseln, überstehen nicht viele
Künstlerkarrieren. Für mich offenbart sich hier eine Haltung und ein Streben was „der Sache“
gewidmet ist.

So schien es für Antje Guenther (GER) die einzig richtige Konsequenz nach ihrem
Medizinstudium, die Facharzt Ausbildung gegen ein Studium an der HGB in Leipzig u.a. bei Peter
Piller einzutauschen. Guenthers Werk ist durchdrungen von einer Poesie der Dinge und dem
analytischem Blick einer Künstlerin, die auf spannenden Art und Weise mit den unterschiedlichsten
Materialien agiert. Hier treffen von der Künstlerin geschaffene Keramik Skulpturen, welche
Abbildungen neuronaler Verbindungen als Ausgangsmaterial verwenden, auf
Poster- und eigene Textarbeiten, produziert im Handoffset.

Annika Kleist (GER) hingegen, Meisterschülerin von Astrid Klein an der HGB Leipzig, verklebt auf
ihre großformatigen, sorgfältig ausgearbeiteten Kohlezeichnungen unwiderruflich Gafferband. Die
Objekte von Ian De Ruiter (NL) lassen sich genau so wenig einer bestimmten Formsprache
zuordnen. In den Skulpturen des Künstlers trifft eine geometrische Formsprache auf den
manischen Akt, die selbe Skulptur mit einer dicken Schicht aus Graphit zu bedecken. Gleichzeitig
konfrontiert uns De Ruiters mit den Schwächen der menschlichen Farbwahrnehmung, indem
mehrere Räder auf der Skulptur dem Betrachter erst farbig und dann schwarz erscheinen.

Das Radikale in der kleinen Geste suchen. Den Bruch im Lebenslauf aufspüren. Für mich finden
die spannendsten Geschichten zeitgenössischer Kunst in den Nischen und Fugen des Lebens
statt, gestaltet von den Entscheidungen, die die KünstlerInnen für sich und im Umgang mit ihrem
Werk jeden Tag aufs Neue treffen.

Text von Alexander Basile

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